Haarseifen und feste Shampoos bieten viele Vorteile
Die Stückseife für Hände, Körper und Haare erlebt ein Comeback – ganz zurecht, wie ich finde. In diesem Beitrag wollen wir uns speziell den Reinigungsprodukten für die Haare widmen und mit den unterschiedlichen Begriffen etwas aufräumen, damit du nach dem Lesen den vollen Durchblick hast.
Wenn du deine Haarpflege umweltfreundlicher und natürlicher gestalten möchtest, bieten Shampoo Bars und Haarseifen einige Vorteile. Sie sparen Verpackungsmaterial und sind sehr ergiebig, weil sie auf Wasser als Zutat verzichten. Außerdem bleiben keine Produktreste in der Packung zurück, wie das bei Plastikflaschen und Pumpspendern der Fall ist. Du brauchst dir auf Reisen keine Sorgen zu machen, dass dein Shampoo ausläuft, und mal ehrlich: Kommt nicht irgendwie immer die falschen Menge aus der Tube?
Der Unterschied zwischen Haarseife und Shampoo Bars
Auch wenn Haarseife und festes Shampoo eine eher umweltbewusste Zielgruppe ansprechen, steckt deshalb noch lange nicht in jedem Schaumbrocken Natur pur. Auch hier solltest du einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe werfen. Und da zeigt sich schon der Unterschied zwischen festem Shampoo und Haarseife. Sie verwenden nämlich grundverschiedene Inhaltsstoffe zur Reinigung. Shampoo Bars nutzen hierfür – genau wie die flüssige Variante – Tenside, während Haarseife tatsächlich Seife ist, die mit pflegenden Ölen angereichert wurde. Das ist wunderbar natürlich, bringt allerdings ein paar Besonderheiten in der Anwendung mit sich.
Haarseife
Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um die gute, alte Seife. Die reinigt gründlich, löst Fett zuverlässig und ist an sich sehr gut biologisch abbaubar. Sie birgt nur einen kleinen Nachteil, denn sie hat grundsätzlich einen pH-Wert von 9 bis 10 – weniger ist bei Seife nicht möglich. Zum Vergleich: der pH-Wert deiner Haut liegt etwa bei 5,5. Damit deine Kopfhaut trotzdem nicht austrocknet, fällt die Rezeptur von Haarseifen extra mild aus. Ihr wird oft Glycerin zugesetzt und sie wird überfettet.
Bei der Herstellung wird das Fett normalerweise vollständig mit Natriumhydroxid verseift. Um Haarseifen eine rückfettende Wirkung und damit mehr Pflege zu verleihen, wird sie überfettet. Dazu wird mehr Öl verwendet, als das Natriumhydroxid verseifen kann. Es gibt verschiedene Überfettungsstufen für unterschiedliche Haartypen. Wenn dein Haar schnell nachfettet, greifst du lieber zu einer niedrigeren Überfettungsstufe (z.B. 6%), bei sehr trockenem Haar darf es hingegen mehr sein (15% bis 25%). Je mehr die Seife überfettet ist, desto weicher und glitschiger wird sie allerdings, das ist nicht jedermanns Sache.
Hier gilt es zunächst etwas herumzuprobieren, um das perfekte Produkt zu finden. Andererseits machen wir das bei Shampoo ja auch. Experten empfehlen ohnehin, immer wieder mal zu wechseln.
Ist Seife denn auch vegan?
Nicht immer. Ob die Seife vegan ist, hängt davon ab, welches Fett als Grundlage dient. Früher wurden Seifen meist mit tierischem Fett oder alten Küchenölen hergestellt – es sollte ja nichts verschwendet werden. Bei herkömmlichen Seifen finden auch heute meist tierische Fette aus dem Schlachthof Verwendung. Sind auf der INCI-Liste zum Beispiel Sodium Tallowate aufgeführt, handelt es sich um verseiftes Rinderfett.
Seife kann aber genauso gut aus Pflanzenölen gewonnen werden. So bestehen Sodium Cocoate aus Kokosöl, Sodium Olivate aus Olivenöl und so weiter. Besonders gut eignet sich übrigens Palmöl (Sodium Palmate), denn es macht die Seifen fest und erzeugt einen schönen Schaum. Wer Palmöl aber wegen des Naturschutzes boykottiert, macht um diesen Inhaltsstoff besser einen Bogen.
☝️ Übrigens wird auch bei Kokosöl wegen der großen Nachfrage vermehrt auf Monokulturen gesetzt. Was tun? 1. weniger ist mehr: verwende Seife sparsam und bis zum Schluss. Und 2. greife zu Bio-Kokosöl oder Bio-Palmöl, die stammen eher aus Mischkulturen.
Macht Haarseife die Haare stumpf?
Jain. Direkt nach der Wäsche, ja, aber das hat einen simplen Grund und legt sich nach kurzer Zeit. Die schuppige Haaroberfläche stellt sich beim Kontakt mit Wasser auf. Der basische pH-Wert der Seife verstärkt den Effekt noch, weshalb sich das Haar kurz nach der Wäsche rauer oder strohiger anfühlt. Die Schuppenschicht legt sich eigentlich innerhalb weniger Stunden von allein wieder an. Aber so lange magst du vielleicht nicht warten, denn bei hartem Wasser ist der Stroheffekt schon unangenehm. Schneller geht es mit der sauren Rinse. Die sorgt für Glanz und Geschmeidigkeit. Bei hartem Wasser ist sie ein Muss und auch sonst sehr zu empfehlen.
Die saure Rinse
Die saure Rinse gleicht den pH-Wert aus. Die Oberfläche glättet sich augenblicklich und schenkt dem Haar sofort Glanz. Wichtig ist sie vor allem, wenn bei dir zuhause sehr hartes Wasser aus der Leitung fließt, weil sich sonst Kalkseife bilden kann. Du kennst vielleicht die nervigen, stumpfen Ablagerungen am Waschbecken? Dasselbe kann im Haar passieren. Kalkseife hinterlässt einen weißen Schleier und das Haar fühlt sich pappig an.
Das verhinderst du, indem du deine Haare am Ende der Wäsche mit einer sauren Rinse entkalkst. Und so funktioniert sie:
- Man nehme eine 1l Flasche, fülle sie mit Wasser und gebe 2 Esslöffel Apfelessig oder Zitronensaft (riecht angenehmer im Haar) hinzu.
- Gut schütteln und ganz zum Schluss über das gewaschene, gründlich ausgespülte (!) Haar gießen.
- Haare wie gewohnt trocknen und fertig.
☝️ FAZIT: Haarseifen sind eine super natürliche Art, die Haare zu reinigen, aber etwas für Liebhaber. Die Anwendung zu meistern, kostet nämlich etwas Zeit und Geduld. Ganz wichtig: gut aufschäumen, gründlich ausspülen und die saure Rinse.