Etwa jede 2. Frau würde ihre Haut als empfindlich beschreiben. Geht es dir auch so? Damit bist du nicht allein. Sogar Dermatologen sind besorgt, weil immer mehr Menschen über sensible Haut klagen. Studien zeigen, dass dies mit einem zu reichlichen Gebrauch von Hautpflegeprodukten und Kosmetik zusammenhängt. Erfahre, warum das so ist und wie du auf empfindliche Haut richtig reagierst. Eines vorneweg: In der Hautpflege ist weniger nicht nur mehr, sondern alles!
Zu dick aufgetragen – warum zu viel Creme schlecht für die Haut ist
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Pflegefehler Nr. 1: zu viel Creme
Vielleicht denkst du dir jetzt: Moment mal! Braucht meine Haut nicht besonders viel Pflege, wenn sie empfindlich ist? Sollen Pflegeprodukte sie nicht gerade dann schützen und beruhigen? Da hast Recht, Schutz und Ruhe sind genau das, was sie in dem Moment braucht. Doch Obacht, hier geht der Schuss schnell nach hinten los. Deshalb lernst du in diesem Artikel die drei größten Fallen bei der Pflege empfindlicher Haut zu umgehen: 1) reizende Inhaltsstoffe, 2) Überpflege und 3) die Auswahl unpassender Pflegeprodukte.
Kosmetika sind die wichtigsten Auslöser für empfindliche Haut
Studien belegen, dass überempfindliche Haut in erster Linie durch Kosmetik begünstigt wird.1 So gaben in einer Studie des renommierten British Journal of Dermatology über 50 % der Frauen an, an empfindlicher oder sehr empfindlicher Haut zu leiden.2 Weitere Studien, darunter auch in Deutschland und Österreich, zeigten, dass empfindliche Haut immer mehr zunimmt.
☝️ Spitzenreiter ist übrigens Japan1, was interessant ist, da aus Japan und Korea der Multi-Layering-Trend stammt. Dabei werden bis zu 10 Produkte übereinander aufgetragen. So kommt die Haut mit 100 oder mehr Inhaltsstoffen in Berührung.
Nun ist deine Haut ja keine leblose Materie, sondern dein größtes Organ. Sie balanciert ohne Pause innere und äußere Einflüsse aus und die Haut interagiert mit jedem einzelnen Stoff, der ihr zugeführt wird. Irgendwann kommt sie an ihre Grenzen. Wird es ihr zu viel, reagiert sie gereizt.
Diese Erkenntnis war dann auch der Schlüssel für meine ganz persönliche Hautgeschichte und die Gründung von FIVE. Für unsere puristische Naturkosmetik verwenden wir nämlich maximal fünf Inhaltsstoffe pro Produkt.
So erkennst du überempfindliche Haut
Eigentlich kannst du stolz sein auf deine Haut, sie hat nämlich Rückgrat: Wenn es ihr zu viel wird, lässt sie es dich wissen. So unangenehm ihre Hinweise auch sind, sie zeigen dir unmissverständlich, wann es Zeit ist, etwas zu ändern. Hautspannen, brennende oder juckende Empfindungen oder auch ein trockenes Hautgefühl gehören zu den Anzeichen. Sie können zwar überall auftreten, doch meist ist das Gesicht betroffen, besonders die Wangen- und Nasenpartie.
Außerdem reagiert empfindliche Haut besonders schnell auf Klimaänderungen. Kälte und die geringere Luftfeuchtigkeit im Winter machen ihr ebenso zu schaffen, wie Sonneneinstrahlung. Oftmals hinterlassen auch Stress und scharfes Essen Spuren.
Lesetipp: Bei einer durch Überpflege verursachten empfindlichen Haut ist eine minimalistische Hautpflegeroutine der Schlüssel, um deine Haut wieder in Balance zu bringen.
Man unterscheidet bei empfindlicher Haut in die sogenannte objektive und subjektive Ausprägung. Bei der Objektiven ist die Empfindlichkeit mit bloßem Auge sichtbar, zum Beispiel durch Pusteln oder Rötungen. Diese Form wird durch eine bereits bestehende Erkrankung wie Akne oder Neurodermitis begünstigt.
Bei subjektiv empfindlicher Haut, ist das Problem nach außen unsichtbar, aber dafür spürbar. Bist du hiervon betroffen, empfindest du vielleicht Hautspannen, ein Trockenheitsgefühl oder Jucken.
Wie es zu empfindlicher Haut kommt
Auch wenn die Gene eine Rolle spielen, hat eine Überempfindlichkeit der Haut normalerweise irgendwo ihren Anfang. Und zwar, salopp gesagt, bei einer löchrigen Hautbarriere.3 Wird diese natürliche Schutzschicht durchlässig wandelt sich die Hautbalance vom geschmeidigen Seiltanz zu einer unrunden Zitterpartie.
Dabei kannst du dir die Hautbarriere wie eine Mauer vorstellen. Sie besteht aus Ziegelsteinen, die durch Mörtel zusammengehalten werden. Die Ziegelsteine sind deine Hautzellen (die Korneozyten) und der Mörtel deine Hautfette (oder Lipide). Genau wie Wind und Wetter mit der Zeit den Mörtel einer Mauer erodieren, kann auch der Kitt deiner Hautbarriere undicht werden.
Wie kommt es dazu? Viele Cremes werben damit, Wirkstoffe bis tief in die Haut zu schleusen. Dafür benötigen sie Hilfsstoffe, die die Hautbarriere passierbar (also undicht) machen. Alkohol zum Beispiel verflüssigt die Schicht.4 Er gehört zu den Inhaltsstoffen (Falle Nr. 1), die für die Pflege empfindlicher Haut zu aggressiv und ungeeignet sind. Auch Emulgatoren und seifenhaltige Waschgels greifen deine Hautbarriere an. Meide solche Stoffe bei der Hautpflege.
Eine intakte Hautbarriere ist jedoch nicht nur die Grundlage für gesunde Haut, sondern auch der beste Schutz gegen vorzeitige Hautalterung und Unreinheiten. Doch ist das Tor erst offen, funktioniert es in beide Richtungen. So dringen nicht nur bestimmte Inhaltsstoffe gezielt ein, sondern auch unerwünschte Substanzen wie Bakterien, die Pickel verursachen. Zugleich verflüchtigen sich essentielle Stoffe schneller. Wasser, das das Gewebe frisch und prall aussehen lässt, entweicht und lässt trockene, schlaffe Haut zurück.
Die Behandlung empfindlicher Haut
Weil uns bei Hautproblemen nichts so schwerfällt, wie abzuwarten und Tee zu trinken, wollen wir natürlich unbedingt etwas unternehmen. Schön dick eincremen, ein paar Seren einmassieren und zur Krönung eine Gesichtsmaske obendrauf, ganz nach dem Motto: viel hilft viel.
Da meinen wir es so gut mit unserer zickigen Haut, und wie dankt sie es uns: gar nicht … Cremen wir zu viel, gewöhnen wir unserer Haut ab, sich selbstständig zu regenerieren (Falle Nr. 2). Hautärzte raten als Erste-Hilfe-Maßnahme bei gereizter Haut zur kosmetischen Null-Diät: Zwei Wochen Verzicht auf Kosmetikprodukte.1,5,6 In dem Beitrag Die Rosskur – der Notfallplan für deine gestresste Haut findest du eine Anleitung und Tipps.
Auch wenn sich deine Haut wieder beruhigt hat, lohnt es sich, bei der Hautpflege anspruchsvoll zu sein. Kehrst du einfach zu deiner alten Pflegeroutine mit vielen Produkten und noch mehr Inhaltsstoffen zurück, wird sich deine Haut bald wieder überlastet fühlen (Falle Nr. 3). Setze stattdessen auf natürliche Pflegeprodukte mit wenigen, aber dafür hochwertigen Inhaltsstoffen, um die Belastung für deine Haut dauerhaft zu senken.
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Bye Bye empfindliche Haut
Zugegeben, Verzicht ist nicht so leicht und für dich vielleicht ein völlig neuer Ansatz. Doch mutig sein, lohnt sich. Versprochen. Gib deiner Haut Zeit, ihre Barriere zu reparieren und widerstandsfähiger zu werden.
Damit du noch besser verstehst, warum deine Haut auf das eine oder andere gereizt reagiert, und wie du sie wieder beschwichtigst, haben wir einen Artikel mit dem Einmaleins der minimalistischen Hautpflege geschrieben. Darin erfährst du:
- Weshalb du das Gesicht am Morgen nur mit Wasser waschen solltest
- Warum du auf die reichhaltige Nachtpflege getrost verzichten kannst
- Weshalb du Cremes nicht zu dick auftragen solltest
High Five!
Deine Anna, Gründerin von FIVE
Quellen
- [1] „Sensitive skin: review of an ascending concept“, erschienen bei Anais Brasileiros de Dermatologia (ABD), 2017;
- [2] „Sensitive skin: an epidemiological study“, veröffentlicht im British Journal of Dermatology, 23. Dezember 2001;
- [3] „Is there any barrier impairment in sensitive skin?: a quantitative analysis of sensitive skin by mathematical modeling of transepidermal water loss desorption curves“, erschienen in Skin Research and Technology, Volume 17, Issue 2, 2011;
- [4] „Ethanol perturbs lipid organization in models of stratum corneum membranes: An investigation combining differential scanning calorimetry, infrared and (2)H NMR spectroscopy.“, erschienen in Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Biomembranes, Volume 1818, Issue 5, May 2012, Pages 1410-1419;
- [5] Lev-Tov H, Maibach HI. „The Sensitive Skin Syndrome.“ Indian J Dermatol [serial online] 2012 [cited 2018 Oct 4];57:419-23
- [6] „Sensitive skin: perceptions, evaluation, and treatment.“, erschienen im Department of Dermatology, Bowman Gray School of Medicine, Wake Forest University, 1997